Mondholz – Vom Baum zum Brett
- Patrick Vogel
- 7. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Seit Jahrhunderten glauben Förster und Holzhandwerker daran, dass der Zeitpunkt des Fällens entscheidend für die Qualität des Holzes ist. Besonders das sogenannte Mondholz hat den Ruf, langlebiger, stabiler und weniger anfällig für Schädlinge zu sein.
Wir möchten euch zeigen was es bedeutet Mondholz selber zu schlagen, zu transportieren, zu sägen und zu verbauen. Welche Schwierigkeiten es gibt und welche Freiheiten wir haben.
Was ist Mondholz
Mondholz ist Holz, das in bestimmten Mondphasen geschlagen wird. Meist in den abnehmenden Mondphasen im Winter. Das ist sehr wichtig.
Traditionell heißt es:
Bei abnehmendem Mond fließt weniger Saft in den Baum.
Das Holz trocknet besser, reisst und verwinden sich weniger.
Es wird widerstandsfähiger gegen Pilze, Insekten und sogar Feuer
Diese Überlieferungen sind uralt und teilweise wissenschaftlich belegt.
Viele Tischler, Instrumentenbauer und Naturbaufirmen schwören darauf und auch wir versuchen möglichst viel damit zu arbeiten. Auf dem Markt wird Mondholz bis zu 30% teurer verkauft als normal geschlagenes Holz.
Ein Prozess über Monate Im Winter ist das Leben im Norden Nordkareliens etwas zur Ruhe gekommen. Die Temperaturen sinken zwischen Januar und März auf bis zu -30 Grad. Der Schnee liegt Hüfthoch und ohne Schneeschuhe ist ein vorankommen im Tiefschnee eine richtige Tortur. Genau in diesem Zeitraum wird Mondholz geschlagen. Dabei ist eine gute Ausrüstung das A und O. Nicht nur für die Sicherheit beim Holzschlag sondern auch für eine schonende und effiziente Arbeitsweise.
Unsere Region ist überwiegend flach, und so könnte man meinen, das Fällen sei keine große Herausforderung. Doch oft ist der Boden extrem felsig, und die Wurzeln liegen nur oberflächlich im Erdreich. Auch deshalb stehen hier viele Bäume nicht gerade und im schlimmsten Fall bestimmen lockere Wurzeln die Fallrichtung mit. Da wir keine professionellen Förster sind und noch viel zu lernen haben, kommt es manchmal vor, dass ein Baum nicht ganz wie geplant fällt. So geschehen in unserem zweiten Jahr, als mir ein Baum auf die Hauptsromleitung gefallen ist. Glücklicherweise ist niemandem etwas passiert. Nach einem kleinen Schock, einem verbogenen Motorsägeschwert und einem angeknacksten Ego können wir mittlerweile ein wenig darüber schmunzeln. Dieser Vorfall hat uns gezeigt, dass trotz aller Vorsicht immer etwas passieren kann und wir haben höchsten Respekt vor Menschen, die das tagtäglich machen.
Die Bäume, hauptsächlich Kiefern, Fichten und Birken, werden kurz vor dem Neumond gefällt. Spielt das Wetter nicht mit muss man wohl oder übel bis zum nächsten Neumond warten. Da die Wälder im Winter ohne grosse Maschinen nicht zugänglich sind lassen wir die Bäume bis zum Frühling liegen. Dabei bleiben die Äste am Stamm, sodass das restliche Wasser noch über die Nadeln verdunsten kann, bevor diese absterben. Durch die abgefallenen Nadeln werden außerdem Nährstoffe gleichmäßig an den Boden zurückgegeben. Zusätzlich hat der Stamm so keinen ständigen Bodenkontakt und kann besser abtrocknen. Wir benutzen Mondholz weil wir sehen wollen welche Wirkung es hat und weil es für uns nur einen geringen Mehraufwand bedeutet für ein qualitativ besseres Produkt.
Das Holz benötigen wir hauptsächlich für den Umbau des Mökki Riihiniemi, das Gewächshaus und für Zäune. Immer wieder haben wir auch kleinere Bauprojekte wie den Aussenbereich inkl. Stall für die Hasen, das Bootshaus und eine Sauna am Seeufer, unzählige Bienenboxen und ein Hühnerhaus, welches auf einen Anhänger gebaut werden soll. Den Baufortschritt des Mökkis könnt ihr hier verfolgen. Für die Bearbeitung des Holzstammes haben wir uns ein mobiles Sägewerk gekauft. Warum wir das trotz hoher Anschaffungskosten gemacht haben, könnt ihr hier nachlesen.
Erst im späten April oder Mai ist der Schnee so weit geschmolzen, dass wir die Baumstämme mit dem kleinen Avant herausziehen und zurück zum Hof bringen können. Dafür nutzen wir eine umfunktionierte Mistgabel, mit der wir die Baumstämme einklemmen. Dabei ist besondere Vorsicht nötig, um die Oberfläche der Stämme nicht unnötig zu beschädigen. Manchmal hilft uns auch ein Nachbar beim Transport mit seinem Holztransportanhänger.
Wir konnten dieses Jahr schon im März und April Holz holen und zu Brettern für die Innen- und Aussenwände sowie den Boden zuschneiden. Nach dem Zuschnitt muss das Holz für dieses Projekt unbedingt trocknen. Wir lagern es auf einem Gestell in einem überdachten Durchgangsbereich damit das Holz nach 2- 3 Monaten luftgetrocknet ist. Anschliessend wird es gehobelt und verbaut.
Dieser ganze Prozess, vom Baum bis zum Brett, dauert oft Monate und ist mit einem enormen Arbeitsaufwand verbunden. Ehrlicherweise haben wir den ganzen Vorgang mit fällen, transportieren, sägen, hobeln, Nut und Kamm fräsen usw. ein wenig unterschätzt. Nicht nur die Arbeitszeit sondern auch die Tatsache, dass es teilweise schwierig ist mit unseren Occasion Hobbygeräten, die notwendige Genauigkeit hinzubekommen. Schon oft standen wir vor dem Holzregal im Baumarkt und haben uns gefragt, wie einfach es wäre, wenn wir das benötigte Holz einfach kaufen und sofort verbauen könnten.
Trotz allem ist es ein schönes Gefühl zu Wissen, dass alles verbaute Holz von Hand gefällt, sorgfältig transportiert, ohne grosse Verluste zugeschnitten, mit viel Geduld gehobelt und danach mit Liebe verbaut wurde. Wir haben dadurch aber auch die Freiheit, jede mögliche Dimension zu schneiden die wir brauchen ohne auf externe Angebote angewiesen zu sein. Zu Wissen, was für Arbeit dahinter steckt, bringt uns dazu, sorgfältig mit dem Material umzugehen. Wir überlegen uns zweimal wie wir ein Stück Holz zuschneiden müssen um möglichst geringe Verluste zu haben und versuchen auch die Reststücke wiederzuverwenden. Auch wenn sie am Schluss "nur" im Ofen landen.
Da wir unsere ersten Projekte mit Mondholz noch nicht, bzw. noch nicht lange abgeschlossen haben können wir leider noch nicht sagen ob wir einen Effekt bemerken oder nicht. Wir möchten euch aber auf jeden Fall auf dem laufenden halten.
Schreibt doch in die Kommentare was ihr davon haltet, was ihr für Erfahrungen mit Mondholz gemacht habt und ob bauen mit Mondholz für euch auch eine Option wäre. Jedes Herz, jeder Kommentar und jede Nachricht von euch wärmt unser Herz und gibt uns Kraft für unseren Weg. Danke, dass ihr da seid und uns begleitet!
Kommentare