Heuernte - von Tradition und Effizienz
- Patrick Vogel
- 21. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Die Heuernte hat Bauern über Generationen begleitet und war früher geprägt von sehr viel Handarbeit, Wetterbangen und schweißtreibender Teamarbeit auf den Feldern. Heute hat sich der Prozess stark gewandelt: moderne Technik und präzise Planung machen die Ernte effizienter. Doch was ist dabei verloren gegangen, und was wurde gewonnen?
In diesem Beitrag möchten wir euch zeigen, wie wir die Heuernte angehen und dabei Tradition und moderne Technik kombinieren.

Von Gemeinschaft zu Maschinen
In früheren Zeiten bestand eine Bauernfamilie oft aus mindestens drei Generationen, die sich Haus und Hof teilten, häufig mit vielen helfenden Händen. Nur so konnte die mühsame Handarbeit rechtzeitig und zügig erledigt werden.
Heute sind auf einem Hof meist nur noch zwei, vielleicht drei Personen engagiert, oft günstige Arbeitskräfte oder Lehrlinge. Die Fläche hat sich vervielfacht und arbeiten werden mit großen Maschinen erledigt, die zwar schwer, aber äußerst effizient sind.
Leider zum Nachteil der Biodiversität und Vielfalt.
Moderne Mähmaschinen geben Insekten keine Chance zu fliehen und immer schwerere Erntemaschinen verdichten den Boden zunehmend.
Der Schnitt: Schonend mit dem Motormäher
Auf Omavaraniemi bewirtschaften wir rund 3 Hektar Wiesen und Weiden. In guten Sommern mit langen Schönwetterperioden versuchen wir, so viel hochwertiges Heu wie möglich zu produzieren, um in regnerischen Jahren keinen Druck zu haben. Dabei suchen wir stets einen Mittelweg zwischen Tradition und Effizienz.
Da das Arbeiten mit Sense und Heugabel zu zeitaufwendig wäre, schneiden wir das Gras mit einem Motormäher mit Doppelmessermähwerk. Dieser ermöglicht einen schonenden Schnitt: Tiere bekommen die Chance zu fliehen, und der leichte Mäher belastet den Boden kaum. Mit einem anderen Aufsatz schwaden wir das Gras. Das heißt, wir häufen es zu kleinen Reihen auf. So bleibt der Großteil des Grases vom oft feuchten Boden fern, trocknet schneller und beginnt weniger leicht zu schimmeln. Je nach Wetterlage wenden wir die Schwaden ein- bis zweimal pro Tag, bis das Heu trocken genug für die Einlagerung ist.
Die Ernte: Drei Wege, drei Philosophien
Bei der Ernte stehen wir regelmäßig vor einem kleinen Dilemma: Einerseits möchten wir den Boden schonen und schwere Maschinen möglichst vermeiden. Andererseits ist es wichtig, das Heu rasch einzubringen. Vor allem, wenn Schönwetterperioden nur kurz sind. Außerdem haben wir nur begrenzt Lagerplatz, weshalb gepresste Ballen oft die bessere Lösung sind.
Je nach Wetter, Zustand der Wiese und verfügbaren Helfern haben wir drei verschiedene Methoden, das Heu zu ernten:
Traditionell
Die traditionelle finnische Methode sind die Heinäseiväs – Heupfähle oder auch „Heumännchen“. Dafür schlagen wir mit einer Eisenstange ein Loch in den Boden und stellen einen etwa 2,5 Meter langen Pfahl hinein. Dieser hat drei Löcher auf verschiedenen Ebenen, in die wir Querhölzer stecken. Das Heu wird von unten nach oben auf diesen „Armen“ geschichtet.
So entsteht zwischen den Lagen ein Luftpolster, durch das der Wind das Heu trocknen kann. Dank der speziellen Schichtung läuft Regen an den äußeren Halmen ab, während der innere Bereich trocken bleibt. Die Heinäseiväs bleiben etwa eine Woche auf dem Feld, bevor das Heu in den Heustock kommt.
Wir bauen Heinäseiväs vor allem in regnerischen Sommern oder wenn uns schlicht die Zeit zum vollständigen Trocknen fehlt. Oft machen wir sie auch gemeinsam mit Gästen, denn ein Feld voller Heinäseiväs ist nicht nur nützlich, sondern sieht auch wunderschön aus.
Klassisch
Wenn das Wetter stabil ist, bringen wir das getrocknete Heu lose auf einem Anhänger in den Heustock. Das ist die anstrengendste und zeitaufwendigste Methode, da unser Anhänger nicht sehr groß ist und wir häufig zwischen Feld und Lager hin- und herfahren müssen. Jeder Anhänger wird bis an die Kante vollgepackt. Für diese Methode brauchen wir eine lange und stabile Schönwetterphase, allein das Einbringen kann sich über mehrere Tage ziehen.
Effizient und modern Am effizientesten ist die Ernte mit einer Kleinballenpresse. Glücklicherweise haben wir einen „Nachbarn“, der so eine Maschine besitzt. Dieses Jahr baten wir ihn um Hilfe und waren erstaunt, wie schnell alles ging. Innerhalb von zwei Stunden hatten wir rund 320 Ballen vom Feld geräumt. So schnell war diese Fläche noch nie leer. Eine riesige Erleichterung.
Die Ballen sind kompakt, gut lagerbar und bei passendem Wetter von hervorragender Qualität. Dennoch wollen wir uns nicht allein auf diese Methode verlassen. Die Maschine ist schon etwas älter und kann jederzeit ausfallen. Außerdem haben ihre Besitzer eigene Arbeiten und können nicht spontan einspringen, wenn wir sie brauchen.
Unser Fazit Unsere Heuernte bewegt sich irgendwo zwischen früher und heute. Wir versuchen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. Mit viel Respekt für die Natur, den Boden, die Tiere und auch für unsere eigenen Kräfte. Denn Heuernte ist nicht einfach nur Arbeit. Sie gehört zu einem Lebensrhythmus, der sich mit den Jahren verändert hat, aber nie ganz verloren gehen soll.
Und egal, für welche Methode wir uns letztlich entscheiden, wenn das Heu endlich drin ist, fällt uns jedes Mal ein riesiger Stein vom Herzen. Dieses Gefühl kennen wahrscheinlich alle, die mit der Landwirtschaft verbunden sind. Und selbst wenn das Wetter perfekt ist und die Technik reibungslos läuft:
Ein paar Heinäseiväs fürs Herz bauen wir trotzdem. Einfach, weil sie dazugehören.
Comments